So könnte die neue Lohner Musikschule in der Marktstraße bald aussehen.
Die Stadt Lohne plant den Neubau einer modernen Musikschule im Herzen der Innenstadt – ein Projekt, das viele Chancen für Bildung, Kultur und Stadtentwicklung eröffnet. Gleichzeitig wirft es Fragen auf, etwa zum Standort, zur Gestaltung oder zum Umgang mit dem vorhandenen Baumbestand. Um für Transparenz zu sorgen, beantwortet die Stadtverwaltung die häufigsten Fragen und stellt die wesentlichen Grundlagen der Planung sachlich und nachvollziehbar dar. Grundlage sind unabhängige Fachgutachten sowie aktuelle städtebauliche Bewertungen.
Warum soll die Musikschule in die Innenstadt ziehen?
Der Standort Marktstraße 3, 5 und 7 ist zentral im Herzen der Stadt gelegen und gut erreichbar. Eine Musikschule bringt täglich viele Menschen ins Zentrum – Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Konzertbesucher. Das stärkt Gastronomie, Einzelhandel und das öffentliche Leben. Eine aktuelle Studie der CIMA Beratung + Management GmbH bestätigt: Kultur- und Bildungseinrichtungen wie Musikschulen gehören zu den wichtigsten Faktoren für lebendige Innenstädte. Über die Hälfte der Befragten verknüpft ihren Besuch dort mit einem Einkauf.
Warum kann das Gebäude Marktstraße 5–7 nicht erhalten bleiben?
Das Gebäude Marktstraße 5–7 (ehemals Haus Rießelmann) ist stark baufällig und nicht mehr nutzbar. Der Sanierungsbedarf ist so erheblich, dass Handlungsbedarf besteht. Ein wirtschaftlicher Erhalt ist nicht möglich.
Selbst wenn die Stadt Lohne dort nicht selbst bauen würde und das Grundstück an einen privaten Investor verkauft würde, käme es aller Voraussicht nach zu einem vollständigen Abriss. Auch dann wären die rückwärtig stehenden Bäume wohl nicht zu erhalten.
Was passiert mit den Bäumen auf dem Kirchplatz?
Die Stadt Lohne hat im Februar 2025 ein unabhängiges baumbiologisches Gutachten beauftragt. Ersteller ist der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige Dipl.-Ing. Jürgen Brauckmann aus Oldenburg. Ergebnis: Alle drei Linden sind vorgeschädigt:
- Baum 1 weist durch den Schiefstand einen Schubrissbeginn und dadurch einen Weißfäulebefall auf.
- Baum 2 befindet sich in der Stagnationsphase mit einem Stockfäulebefall. Er zeigt zudem einen Spannungsriss bis zum Stammfuß und einen Druckzwiesel beim Stammkopf.
- Bei Baum 3 besteht für die Zukunft ein Bruchrisiko durch einen mehrfachen Zwiesel, der nicht mehr zu korrigieren ist.
Zusätzlich sind zwei der drei Bäume in ihrer Vitalität deutlich geschwächt.
Bei zwei Bäumen besteht im Falle der Baumaßnahme wegen des Spundens und Baugrundaushubs akuter Handlungsbedarf, da die Stand- und Bruchsicherheit aufgrund des Abtrennens der Haltewurzeln nicht mehr gegeben wäre. Auch beim dritten Baum empfiehlt der Gutachter nach der Baumaßnahme eine Ersatzpflanzung, da er aufgrund der Vorschädigungen mittelfristig kein vitaler Zukunftsbaum mehr werde.
Der unabhängige Gutachter empfiehlt, schon jetzt die Kronen der Bäume um etwa ein Drittel zurückzuschneiden, damit die Bäume durch ihr eigenes Gewicht nicht instabil oder bruchgefährdet werden.
Warum kann die Musikschule nicht kleiner geplant werden, um Bäume zu erhalten?
Die Planung wurde mehrfach mit der Musikschule abgestimmt. Eine Verkleinerung würde die Anforderungen an Unterricht, Veranstaltungen und Barrierefreiheit nicht erfüllen. Zudem wäre ein dauerhafter Erhalt der Bäume laut Gutachten selbst ohne Neubau voraussichtlich nicht möglich, da die Wurzeln und damit die Standsicherheit durch Abbrucharbeiten beeinträchtigt würden.
Wie ist der Zeitplan?
Das Bebauungsplanverfahren ist mit dem Aufstellungsbeschluss Ende Februar gestartet. Aktuell wird die Ausschreibung für den Planer und die Projektsteuerer vorbereitet. Nach aktueller Zeitschiene ist ein Baubeginn für Ende 2026 anvisiert.
Was wird das Projekt kosten?
Eine erste Kostenschätzung auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie liegt bei rund 8,7 Millionen Euro. Die Stadt strebt eine Förderung im Rahmen der Städtebauförderung an – finanziert durch Bund, Land und Stadt.
Werden Bürgerinnen und Bürger beteiligt?
Ja. Die Planungen werden öffentlich vorgestellt. Im Bebauungsplanverfahren ist eine formelle Beteiligung vorgesehen. Darüber hinaus nimmt die Verwaltung Hinweise aus der Bevölkerung ernst und prüft sie im laufenden Prozess.
Was sagen Handel und Gastronomie?
Die Rückmeldungen sind überwiegend positiv. Der HGV „Wir Lohner e.V.“ hat sich klar für eine Ansiedlung der Musikschule in der Marktstraße ausgesprochen (vgl. OV-Artikel vom 16.06.2025). Eine Musikschule mitten im Zentrum bringt regelmäßig neue Laufkundschaft. Die Innenstadt gewinnt an Leben und Frequenz – davon profitieren alle.
Wie sieht die Architektur aus?
Die Entwürfe sind noch nicht final. Ziel ist es, ein modernes, funktionales und zugleich gestalterisch integriertes Gebäude zu schaffen.
Wie sieht es mit Parkplätzen aus?
Es gibt zahlreiche Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe: Parkhaus Vogtstraße, Rixheimer Platz, Platz am alten Rathaus, Achtern Thun – alle fußläufig erreichbar. Für Fahrräder sollen eigene Abstellflächen direkt am Gebäude eingerichtet werden.
Wäre das Adolf-Kolping-Haus nicht besser geeignet?
Das Gebäude aus den Jahren 1959 bis 1988 ist nicht barrierefrei, die technische Ausstattung entspricht nicht mehr den heutigen Standards. Die räumliche Struktur ist komplex und in Teilen verwinkelt. Auch energetisch ist das Gebäude überholt.
Ein umfassendes und unabhängiges Verkehrswertgutachten des Gutachterausschusses für Grundstückswerte Oldenburg-Cloppenburg des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) vom März 2025 beurteilt die vorhandene Bausubstanz als „technisch und wirtschaftlich überaltert“ sowie nicht barrierefrei. Weiter heißt es: „Für eine wirtschaftliche, zeitgemäße Gebäudenutzung müssten grundlegende Sanierungen durchgeführt werden. Eine Barrierefreiheit ließe sich aber auch mit umfangreichen Sanierungen kaum realisieren. Die Gebäude könnten – wenn überhaupt – nur mit dem Einsatz erheblicher finanzieller Mittel in einen den heutigen Ansprüchen genügenden Zustand versetzt werden.“
Der Gutachterausschuss stellt fest, dass „Investitionen in die vorhandene Gebäudesubstanz […] allein aufgrund der möglichen baulichen Ausnutzung des Grundstücks, aber auch vor dem Hintergrund der Neuregelung der Energieeinsparverordnung in der jeweils gültigen Fassung – wirtschaftlich nicht vertretbar“ sind. Auch wenn die Gebäude baulich nicht abgängig seien, sei „eine grundlegende Sanierung wirtschaftlich nicht sinnvoll“.
Das Adolf-Kolping-Hauses ist für den Musikschulbetrieb ungeeignet und lässt sich - laut Verkehrswertgutachten - nicht wirtschaftlich sinnvoll sanieren.
Was ist am Kolping-Areal stattdessen geplant?
Die CDU-Fraktion hat beantragt, das Areal als multifunktionalen Veranstaltungsplatz zu prüfen – als Treffpunkt für alle Generationen, mit viel Grün, hoher Aufenthaltsqualität und möglicher Nutzung zum Beispiel für Stadtfeste, Weihnachtsmarkt oder Public Viewing. Ob diese Idee umgesetzt wird, wird Gegenstand politischer Beratung in den nächsten Monaten sein.