Berlin als Balsam für die Seele

Veröffentlicht am: 15.07.2020
Lohnes Bürgermeister besucht Schomaker Reisen

Besuch bei SchomakerHoffen, dass die Busse bald wieder rollen (von rechts): Thomas und Birgit Bojes sowie Bürgermeister Tobias Gerdesmeyer.

Normalerweise hätten Thomas und Birgit Bojes zurzeit richtig gut zu tun. Sie würden Busse planen, Unterkünfte und Flüge buchen, Kunden mit Informationen zu Urlaubszielen versorgen. Doch stattdessen machen sie und die Mitarbeiter von Schomaker Reisen vor allem eines: Buchungen stornieren. „23.000 Gäste“, sagt Thomas Bojes, seien es bisher, die ihren Urlaub oder Kurztrip abgesagt hätten.

Was ist schon normal in Corona-Zeiten? Am Schützenfest-Montag zur Mittagszeit mit dem Bürgermeister im Besprechungsraum sitzen, im Blick fast die gesamte Busflotte des Unternehmens, und über das bisherige Geschäftsjahr reden? Tobias Gerdesmeyer betont: „Wir sind hier, um euch unsere moralische Unterstützung zu geben. Ihr seid ein ganz wichtiger Betrieb für Lohne. Nicht nur als Arbeitgeber, sondern auch für den Zusammenhalt der Bürger, für viele gemeinsame Erlebnisse.“

70.000 Gäste bringen Thomas Bojes und seine Frau jedes Jahr in die Ferien, zu Kurzurlauben oder mit einer Gruppe auf Fahrt. Normalerweise. Zu den Stornierungen in diesem Jahr kommen noch die vielen Buchungen, die die Menschen gar nicht erst getätigt haben. Zurzeit fahren eigentlich nur die Linienbusse, die vor allem die Schüler befördern.

Im August – über Stoppelmarkt – sollen endlich auch mal wieder die Reisebusse vom Hof rollen. Dann geht es für vier Tage nach Berlin. Als Stoppelmarkt-Alternative, alles Corona-konform natürlich – heißt: mit viel Abstand und weniger Gästen pro Bus. Ob er damit Geld verdienen könne? „Das ist vor allem Balsam für die Seele“, gibt Thomas Bojes unumwunden zu. Der Zuhörer merkt: Da ist einer Unternehmer mit Leidenschaft, der beim Blick auf den vollen Busparkplatz auf seinem Betriebsgelände nicht nur wegen der finanziellen Verluste, die ihm die parkende Flotte beschert, leidet.

Leiden – das tut Bojes auch mit dem Blick auf den deutschlandweiten Verordnungs-Wirrwarr. „Für uns als Busunternehmen ist das schon ein Hohn mit dem Föderalismus. Da fahre ich in Lohne los, kann den Bus fast voll besetzen, allerdings müssen die Masken auf. Hinter Osnabrück dürfen meine Gäste den Mundschutz dann absetzen und sogar in Zehnergruppen zusammensitzen. Fahre ich dann weiter nach Hessen, müssen so viele aussteigen, dass nur noch die Hälfte der Plätze besetzt ist.“ Damit alle wüssten, was Recht und was Unrecht ist, schicke der Verband die Verordnungen seinen Mitgliedern alle zwei Wochen neu zu, „übersetzt in Busfahrer-Deutsch.“

Den Kopf in den Sand zu stecken, kommt für das Ehepaar Bojes aber nicht infrage. „Ihr könnt euch sicher sein: Schomaker Reisen wird es auch nach Corona noch geben.“ Für sich selbst haben sie auch noch einen kleinen Trost auf Lager: „Wenigstens wissen wir: Wir selbst können nichts dafür, dass wir in dieser Misere sind. Es liegt weder an Missmanagement, überteuerten Preisen oder unfreundlichen Busfahrern. Wir können einfach nichts dafür.“