Ein Stück Lohner Geschichte im Stadtpark

Veröffentlicht am: 28.04.2020
Skulptur Moorarbeiter des Künstlers Bernd Maro

Skulptur Moorarbeiter mit Mitwirkenden im StadtparkFreuen sich über die neue Moorarbeiter-Skulptur im Lohner Stadtpark (von links): Kerstin Sommer (Runder Tisch für Integration und Völkerverständigung), Ahmet Önder (Amasyaspor Lohne), Bürgermeister Tobias Gerdesmeyer, Ali und Canan Boydak (beide Amasyaspor Lohne), der Künstler Bernd Maro, Ratsherr Dr. Lutz Neubauer, Ali Yilmaz (Amasyaspor Lohne) und Benno Dräger (Heimatverein und Industrie Museum Lohne).

Der Lohner Stadtpark ist um eine Kunstwerk reicher: Seit Dienstagmittag (21. April) steht vis-à-vis zum Kindergarten St. Josef die Skulptur zweier Moorarbeiter des Wunstorfer Bildhauers Bernd Maro.

Kurz nach 11 Uhr rollt er mit seinem weißen Transporter über die Sandwege des Stadtparks - im Schlepptau nicht nur die schweren Bronzeplastiken, sondern auch ein Radlader des städtischen Bauhofs. Mit maschineller Hilfe, Muskelkraft und dicken Schrauben werden die einzelnen Elemente der Skulptur entladen, aufgestellt und befestigt. Zwei Stunden dauert es, dann stehen der türkische Mann und eine türkische Frau in gebückter Haltung und schichten Torfsoden.

Noch ist die Skulptur nicht vollständig, eingeweiht wird ohnehin erst später. Anfang Mai wird Bernd Maro erneut anreisen und mit fünf Freiwilligen des Lohner Vereins Amasyaspor Steine stapeln, die Torfsoden symbolisieren sollen. 170 Stück roter Wesersandstein insgesamt. Doch zuvor werden die Mitarbeiter des Bauhofes anpflastern.

Die Skulptur – sie ist eine gemeinsame Anschaffung von Amasyaspor, dem Heimatverein, dem Industrie Museum Lohne sowie dem Runden Tisch für Integration und Völkerverständigung. Unterstützung kam zudem von dem Lohner Ratsherrn Dr. Lutz Neubauer. Die Stadt Lohne stellt die Fläche zur Verfügung. „Dieses Denkmal ist ein klares Bekenntnis, dass die türkischen Gastarbeiter, die in den 60er Jahren und danach nach Lohne kamen, um im Moor Torf zu stechen, ein Teil unserer Geschichte, ein Teil von uns sind“, findet Bürgermeister Tobias Gerdesmeyer und freut sich über die prominente Platzierung im Stadtpark.

„Für uns ist das nicht nur irgendeine Skulptur, für uns ist das unsere Lebensgeschichte“, sagt Ali Boydak vom Verein Amasyaspor Lohne sichtlich bewegt. „Unsere Väter und vor allem auch unsere Mütter haben sich ihre Knie und Rücken im Moor kaputt gearbeitet. Wir Kinder haben in den Ferien mitgeholfen. Denn Torfstechen war Akkordarbeit und so konnten wir den Lohn aufbessern“, erzählt Boydak weiter. Dennoch will er die Skulptur nicht als reines Denkmal türkischer Moorarbeiter verstanden wissen. Es erinnere an alle Menschen, die in dem sumpfigen Gelände Schwerstarbeit geleistet hätten.

Sichtlich zufrieden mit seinem Werk ist auch Bernd Maro. Etwa drei Jahre habe es von seinen ersten Skizzen bis zur Aufstellung gedauert. Gemeinsam mit dem Heimatverein und Amasyaspor sei er im Moor gewesen, um ein Gefühl für die Arbeit zu bekommen. Im strömenden Regen hätte Ali Boydak ihm gezeigt, wie man Torf schichte. „Nach all den Monaten fühlt es sich gut an, die fertige Skulptur an Ort und Stelle stehen zu sehen.“

Dass Bernd Maro die Skulptur gefertigt hat, ist dem Heimatvereins-Vorsitzenden und ehrenamtlichen Museumsleiter Benno Dräger zu verdanken. „Ich bin quer durch Deutschland gereist und habe mir Kunst im öffentlichen Raum angeschaut. Dabei bin ich in Preetz in Schleswig Holstein auf den Schuster mit Hund von Bernd Maro gestoßen.“ Das Kunstwerk habe es ihm angetan. So sei man auf den Künstler gekommen.

Bleibt die Frage der Finanzierung: Rund 65.000 Euro kostet die Skulptur. Etwa die Hälfte – rund 30.000 Euro – finanziert das Leader-Programm. Der Rest stammt aus Spenden von Privatpersonen aber auch Firmen. „Dem Künstler, den beteiligten Vereinen und den Finanziers möchte ich ganz herzlich danken. Die Skulptur fügt sich toll ein in unseren Stadtpark und ist hier allen Bürgern zugänglich“, sagt Bürgermeister Gerdesmeyer. Zwei, die ganz bald zum Besichtigen kommen, sind die Mütter von Ali Boydak und seiner Frau Canan. „Sie haben selbst jahrelang im Moor gearbeitet. Für uns ist solch ein Denkmal schon eine einmalige Sache“, sagt der Amasyaspor-Vorsitzende.

Info

Die Skulptur Moorarbeiter wird nicht das einzige Werk von Bernd Maro bleiben. Der freischaffende Bildhauer ging jüngst als Sieger eines Wettbewerbs zur Schaffung von Gänseskulpturen in Lohne hervor. Die Stadt Lohne ist derzeit mit ihm in Abstimmung über einen Standort sowie eine erste Bronzefigur des Lohner Wappentieres.