Neubau der Faultürme startet nun offiziell

Veröffentlicht am: 30.11.2022
Neue Faulung für die OOWV-Kläranlage auf dem Rießel

Erster Spatenstich auf der Kläranlage RießelJulien Barwig, Tobias Gerdesmeyer, Dr. Henrike Voet, Kay Schönfeld, Anlagenleiter Hendrik Kaiser und Karsten Specht greifen zum Spaten.

Vorne stoßen fünf Spaten in den aufgeschütteten Sandhaufen, weiter hinten wird bereits der erste Faulturm mittels Geitschalungstechnik gebaut. Mit dem symbolischen Spatenstich haben die Arbeiten an der neuen Schlammfaulung auf dem Gelände der Kläranlage des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) im Lohner Ortsteil Rießel nun auch offiziell begonnen.

„Manchmal hinkt der festliche Teil dem praktischen etwas hinterher“, sagte OOWV-Geschäftsführer Karsten Specht schmunzelnd mit Blick auf die bereits laufenden Arbeiten in seiner Rede. „Ich bin froh, dass das so ist. Es ist besser, wir Spatenstecher kommen etwas später als wenn es die Baufirmen tun. So schaffen wir es, uns und unsere Anlagen der Daseinsvorsorge zu erneuern und zukunftsgerichtet aufzustellen.“

Schon Mitte September rollten die ersten Bagger auf das Gelände der OOWV-Kläranlage. Ihre Schaufeln und Zangen bekam der alte Faulturm zu spüren. Innerhalb weniger Tage wurde das Bauwerk, das teilweise 48 Jahre alt war, abgerissen.

„Ursprünglich sollte der alte Faulturm 2017 nur saniert werden und er sollte neue Rohrleitungen erhalten“, berichtet OOWV-Anlagenkoordinator André Geißler. „Die Betonüberprüfung hat dann aber gezeigt, dass das nicht ausreicht und ein Neubau notwendig ist.“

Seither wird auf der Kläranlage Lohne-Rießel mit einem Provisorium gearbeitet und der Schlamm zur OOWV-Kläranlage Oldenburg gebracht. Der Neubau in Form von zwei modernen Faultürmen mit jeweils 900 Kubikmetern Fassungsvermögen wird nach dem Abschluss der Arbeiten Ende 2024 diese Praxis beenden und für neue Synergien sorgen. Denn die neue Schlammfaulung soll nicht nur den vor Ort anfallenden Klärschlamm aufnehmen, sondern auch den der OOWV-Kläranlage Lohne-Nord.

„Auf unserer zweiten Anlage in Lohne hatten wir eine ganz ähnliche Situation wie hier“, erklärt Kay Schönfeld, OOWV-Regionalleiter für den Landkreis Vechta. „Daher bin ich auch mit Blick auf die Gesamtsituation vor Ort froh, dass es nun endlich losgeht.“

„Ich freue mich, dass der OOWV den Standort hier auf dem Rießel durch die große Investition stärkt“, sagt auch Lohnes Bürgermeisterin Dr. Hendrike Voet. „Es ist die größte Investition in ein öffentlich-rechtliches Bauvorhaben der vergangenen Jahrzehnte in Lohne. Hier auf dem Rießel wird die Kläranlage fit gemacht für die Zukunft. Mit moderner Technik kann hier Abwasser effizient aufbereitet werden. Eine solche Investition in moderne Technik ist wichtig, um künftig Wartungs- und Betriebskosten gering zu halten. In Zeiten von Energieknappheit und Klimaschutz setzt der OOWV auf einen nachhaltigen Umgang mit Energie. Durch das Faulgas kann der Standort für seinen eigenen Betrieb quasi autark Strom und Wärme gewinnen. Das ist wirklich vorbildlich auch für andere Industriezweige: Denn der Einsatz moderner Technologie bringt uns auf dem Weg zum Erreichen der Klimaziele entscheidend voran.“

Neben den zwei neuen Faultürmen entstehen zudem ein Schlammspeicher, ein zweiter Gasspeicher, eine Mehrzweckhalle für die Schlammentwässerung und Gasverwertung und ein Hochsilo, von dem aus der Schlamm nach der Ausfaulung für die Abfahrt zur Klärschlammverbrennungsanlage von KENOW in Bremen verladen werden kann.

„Zudem errichten wir ein zweites Blockheizkraftwerk, das das während der Faulung entstehende Gas in Strom und Wärme umwandelt, wodurch die Eigenversorgung der Anlage erhöht werden kann. Das macht uns unabhängiger von den Entwicklungen auf dem Energiemarkt“, ergänzt OOWV-Projektingenieur Julien Barwig den Baukatalog. „Das ist ein großer Mehrwert.“

Auf die steigende Autarkie in der Energieversorgung richtet sich auch der Blick von Landrat Tobias Gerdesmeyer: „Der OOWV ist seit langem ein starker Partner für die kommunale Abwasserentsorgung in den Städten und Gemeinden unseres Landkreises. Ich freue mich sehr, dass der Verband diesen Anspruch mit dem Bau der zwei neuen Faultürme in Lohne untermauert. Mit dem Augenmerk auf mehr energetische Eigenversorgung steht das Projekt beispielhaft für das Ziel, mehr regenerative Energien vor Ort zu nutzen und unsere Region unabhängiger von Energieimporten zu machen.“

Die starke Steigerung der Materialkosten – die Preise für Stahlbeton und Rohre kletterten in den vergangenen Monaten beispielsweise um rund 300 Prozent – geht auch an diesem Projekt nicht vorüber, wie die bisherigen Ausschreibungsergebnisse zeigen: Gut 16 Millionen Euro wird der OOWV voraussichtlich in diese Maßnahme zur Entsorgungssicherheit in Lohne investieren müssen. Geplant waren Anfang 2021 noch fünf Millionen Euro weniger.

„Glücklich sind wir über diese Entwicklung natürlich nicht, da wir mit ganz anderen Prognosen in die Projektentwicklung gegangen sind und diese Zahlen auch kommuniziert haben“, bemerkt Kay Schönfeld. „Die Auswirkungen der äußeren Ereignisse der seither vergangenen zwei Jahre sind leider gegen uns gelaufen.“

Damit der bestehende Zeitplan in Lohne gehalten werden kann, liefen die Arbeiten an der Gleitschalung auch weiter, als die offizielle Zeremonie beendet worden war. Ganz im Sinne von Karsten Specht: „Unterstützung, Wertschätzung und Wichtigkeit durch symbolische Akte herauszustellen ist das eine. Doch das, was am Ende zählt, geschieht dort an der Baugrube.“