Das Kleine Kaufhaus mit Fachmarkt, ein Mode-Concept-Store und ein tamilisch-deutsches Gründerduo: Das sind die Sieger der ersten Bewerbungsrunde des neuen Lohner Gründerprogramms „Neue Läden. Neues Leben.“
Sie erhalten jeweils die Höchstfördersumme von 10.000 Euro. Die Jury hatte die Projekte aus insgesamt sechs Bewerbungen ausgewählt. „Die prämierten Bewerber überzeugen mit ihren Ideen. Sie schaffen attraktive Angebote in der Innenstadt, beheben teils langjährige Leerstände und sorgen so dafür, dass hoffentlich wieder mehr Frequenz in die Stadt zu kommt“, fasst Bürgermeister Tobias Gerdesmeyer die Entscheidung der Jury zusammen.
Aber der Reihe nach:
Hinter dem tamilisch-deutschem Gründerduo stecken Sajanthan Rajenthiram und Arthur Krieger. Beide sind Lohner Jungs, mit 24 und 27 Jahren vergleichsweise jung und hoch motiviert, sich den Traum der Selbstständigkeit zu erfüllen. Ihre Idee: Sie wollen einen Lebensmittel-Handel eröffnen, der die asiatische Kochkunst in Lohner Küchen bringt.
Dafür wollen die beiden Gründer neue Wege beschreiten – auch in der Vermarktung: Fertig gepackte Kochboxen möchten sie anbieten und Events mit Gastronomen veranstalten. Länderspezifisch. Denn Asien ist groß und mehr als Peking-Ente, Wan-Tan und Bami Goreng. Wer wüsste das besser als Sajanthan Rajenthiram, Sohn sri-lankischer Einwanderer.
Speisen, Musik, Getränke, das Flair des jeweiligen Landes sollen den Gästen einen Abendausflug nach Indien, Sri Lanka, Korea, Japan, China und Co. bereiten. Noch stehen sie ganz am Anfang ihres Vorhabens, verhandeln mit einem Eigentümer über die Anmietung seiner Immobilie, konkretisieren ihren Business-Plan und sprechen mit Familie, Lieferanten, Geldgebern. Da kommt die Prämie der Stadt Lohne genau richtig.
Tobias Gerdesmeyer und Anne Nußwaldt mit Sajanthan Rajenthiram (von links).
Deutlich weiter ist da Ruth Sattler. Sie ist ein bekanntes Gesicht der Lohner Kaufmannschaft, betreibt seit vielen Jahren das Schmuckkästchen am Marktplatz. Doch als sie kurz vor Weihnachten die Kündigung bekam, war sie kurz davor, dem Standort Lohne den Rücken zu kehren. „Doch dann kam die Stadt mit ihrem Gründerprogramm, hat mich immer wieder angerufen, mich mit Workshops, bei Verhandlungen, mit Rat und Tipps unterstützt. Das hat mich motiviert, weiter zu machen.“
Ruth Sattler wird Anfang Mai in einen der augenfälligsten Leerstände der vergangenen Jahre ziehen – in die Fläche des ehemaligen Sportgeschäfts Böckmann am Marktplatz – und sich dort quasi neu erfinden. „Mithilfe der Gründerberater der Uni Vechta, dem Lohner HGV, der Wirtschaftsförderung und meiner Familie habe ich ein ganz neues Konzept auf die Beine gestellt.“
Zwar wird Sattler auch weiterhin Mode und Accessoires für Frauen anbieten, aber auch Herren werden künftig bei ihr fündig. Zentrale Veränderung ist nicht nur die trendige Aufmachung ihres neuen Geschäfts, sondern auch die Aktionsfläche im Eingangsbereich. Hier will sie mit Händlern anderer Branchen oder auch jungen, noch wenig bekannten Mode-Labels kooperieren. Als Pop-up-Konzept und mit dem neuen Namen „concept store frau s“.
Bürgermeister Tobias Gerdesmeyer (links) und Anne Nußwaldt (rechts) gratulieren Ruth Sattler (Mitte).
Bereits eröffnet hat das Kleine Kaufhaus weiter oben in der Marktstraße. Warum es trotzdem gefördert wird? „Wir wollten keinem Gründer sagen: Wartet mal lieber noch. Im 2021 kommt ein Gründerprogramm. Deshalb haben wir als Starttermin für Gründer den Grundsatzbeschluss der Politik für die Förderung gesetzt. Und der war am 9. Juni 2020“, erklärt Wirtschaftsförderin Anne Nußwaldt, die das Projekt bei der Stadt federführend begleitet.
Seit Dezember ist das Kleine Kaufhaus in der ehemaligen Fleischerei Pohlschneider, einem weiteren langjährigen Leerstand, startete fulminant und musste drei Tage nach Eröffnung Corona-bedingt wieder schließen. Lockdown. Seitdem befindet es sich, wie die meisten Einzelhändler in permanenter Wartestellung. Hofft und bangt, bald wieder öffnen zu können.
Das Besondere an dem Konzept des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF): Sie haben einen so genannten Fachmarkt integriert. Menschen, die selbst gewerkelte, selbst genähte oder selbst gebastelte Waren produzieren, können im Kleinen Kaufhaus eine Weinkiste anmieten und dort ihre Produkte feil bieten. So erschließen sich die Macher des Kaufhauses ganz neue Kundengruppen. Mit der Idee hat der SkF die Jury jedenfalls überzeugt: „Ein solches Konzept gibt es im gesamten Landkreis Vechta nicht noch einmal“, lobt Bürgermeister Gerdesmeyer.
Anne Nußwaldt, Tobias Gerdesmeyer, Natalie Koene, Anette Kröger und Miranda Koene (von links) im Kleinen Kaufhaus.
Gemeinsam mit Vertretern von Politik und Verwaltung, Handel und Wirtschaft, Uni und Unternehmensberatung hatte er über die Bewerbungen beraten. „Wir waren uns da ziemlich schnell einig“, verrät das Stadtoberhaupt. Insgesamt waren sechs Bewerbungen bei der Stadt eingegangen. Ausgewählt hat die Jury drei Konzepte.
Sie profitieren nicht nur von der Prämie der Stadt, sondern auch von weiteren Vergünstigungen: einem 1:1-Coaching der Gründerberater der Uni Vechta, einem 12-monatigen kostenlosen Geschäftskonto bei der Volksbank Lohne-Mühlen eG bzw. der hiesigen LzO-Filiale, einem Vermarktungs-Paket der Oldenburgischen Volkszeitung und dem Patensystem des Handels- und Gewerbevereins Gans und gar Lohne Citymarketing e. V.
Mit den 30.000 Euro, die die Stadt in diesem Durchgang auszahlt, soll nun das passieren, war das Gründerprogramm im Namen trägt: Neue Läden. Neues Leben.
Zusatzinfo
Das Gründerprogramm geht nun in die zweite Runde. Bis zum 30. Juni können sich weitere Gründer um eine Prämie bewerben. Den Antrag, was dabei zu beachten ist, welche Immobilien zu besonders günstigen Konditionen zur Verfügung stehen und wann die Uni die nächsten Gründer-Workshops im Rahmen des Programms anbietet, gibt es unter www.gruenderprogramm-lohne.de.
AnsprechpartnerIN
- Abteilungsleiterin
- Referentin
