Nils Freye verewigt die Malerin Luzie Uptmoor an einem Verteilerkasten am Gertrudenplatz in Lohne.
Graffiti können belanglose Schmierereien sein – oder Kunst im öffentlichen Raum. Für Letzteres steht der Streetartist Nils Freye. Der 33-jährige hat jetzt am Gertrudenplatz in Lohne unweit des Rathauses einen grauen Verteilerkasten mit dem Konterfei der Malerin Luzie Uptmoor (1899 – 1984) verziert. Statt Pinsel und Aquarellfarbe wie Lohnes berühmte Künstlerin nutzte Nils Freye Spraydosen. Die Stadt Lohne hatte ihn für diese Arbeit beauftragt.
Hintergrund der Aktion: Die Schmierereien an öffentlichen Gebäude und Installation sind der Stadtverwaltung ein Dorn im Auge. „Wo ein Graffiti prangt, ist das nächste nicht weit. Diese negative Entwicklung wollen wir vermeiden“, betont Bürgermeister Tobias Gerdesmeyer. Doch die Kosten für die Reinigung und der Anreiz, auf die blanken Flächen ein neues Motiv zu sprühen, sind hoch. Mit Kunst im öffentlichen Raum will die Stadt nun dem Vandalismus begegnen.
Da kam die Initiative von Nils Freye gerade recht. Der Vechtaer Student hatte sich aktiv an die Stadt Lohne gewandt und seine Dienste angeboten. Denn der 33-Jährige bestreitet mittlerweile seinen Lebensunterhalt mit Graffiti-Kunst, Workshops und politischer Bildung. An vielen Orten in Niedersachsen sind die Werke des gebürtigen Berliners schon zu sehen.
Er ist überzeugt, dass seine Werke nicht durch fremde Schmierereien zerstört werden. „Unter Sprayer herrscht der Kodex, dass niemand die Arbeit eines anderen beschädigen darf“, sagt der erfahrene Streetartist. „Wenn dies ernst genommen wird, bleiben die Bilder lange erhalten“.
Das Motiv für Freyes erstes Werk in Lohne war schnell gefunden. Dank Luzie Uptmoor, ihrer überregional bekannten Werke und ihrer starken Persönlichkeit, ist die Stadt Lohne Teil der Initiative „FrauenOrt Niedersachsen“. Ihr Konterfei und ihr Zitat „Heimweh habe ich bis über beide Ohren“ aus ihrer Zeit im französischen Exil prangen nun am Verteilerkasten an der Zufahrt des Gertrudenplatzes.
Dem ersten Werk sollen künftig weitere Bilder folgen. „Wir führen Gespräche mit den Energieversorgern und Telekommunikationsanbieter, denen die meisten Kästen gehören“, sagt Bürgermeister Gerdesmeyer. Die Orte und die Motive stehen daher noch nicht fest.